Foto: GettyImages
Im Interview: Àstrid Bergès-Frisbey
"Sorry, ich komme sofort. Aber ich muss kurz frische Luft schnappen – sonst drehe ich noch durch", ruft die 28-Jährige etwas aufgebracht im Türrahmen stehend in den Interviewraum. Eine übergroße, schwarze Chanel-Jacke mit Felleinsätzen trägt sie heute, dazu Schnür-Boots, eine ebenfalls schwarze, leicht glänzende, legere Jeans und ein weißes Tank-Top. Um ihren Hals baumelt eine silberne Kette, an ihre zarten Handgelenke schmiegen sich silberfarbene Armreifen, die bei jeder Bewegung aneinander klingen.
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Es ist ein wahrer Interview-Marathon, den Àstrid Bergès-Frisbey beim diesjährigen Filmfest München durchläuft. Gemeinsam mit Regisseur Mike Cahill und Hauptdarsteller Michael Pitt präsentiert die 1986 in Barcelona geborene Halbfranzösin das packende Utopie-Drama "I Origins" (Start: 25. September). Eine wahre Perle modernen Genre-Kinos! Entsprechend zahlreich sind die Interviewanfragen an die zarte Darstellerin der "Sofi". Im Fokus des Films stehen nicht nur Themenkomplexe wie wissenschaftlicher Fortschritt, Glaube, Liebe und Wiedergeburt, sondern vor allem Sofis Augen. Oder besser gesagt: die von Àstrid.
Foto: Jelena Vukotic/Fox
Ian (Michael Pitt) ist fasziniert von Sofi (Àstrid Bergès-Frisbey)
Tatsächlich wirkt Àstrid entspannter, als sie nach kurzer Frischluft-Erholung schnellen Schrittes wieder in den Interviewraum läuft. Sie setzt sich auf das mitten im Raum stehende Sofa. Beim genauen Blick auf ihre zarten Handgelenke offenbart sich ein fein tätowierter Schriftzug: "Luz" steht da in grazilen Lettern, das spanische Wort für "Licht". Die Erklärung dafür, dass sie kurz an Letzteres musste, um sich nun auf unser Gespräch konzentrieren zu können? Klar ist indes, dass Bergès-Frisbey heute Chanel trägt. Das Traditionshaus stattet sie seit ihren ersten Schritten über den roten Teppich aus, die sie beispielsweise anlässlich der Premieren von "Fluch der Karibik 4" (2011) gegangen war. Àstrid spielte darin die Nixe "Syrena". Chanel-Chefdesigner und Modezar Karl Lagerfeld lichtete sie außerdem für seine ikonische Fotostrecke "Little Black Jacket" ab. Und so beginnt unser Gespräch auch mit dem Themenfeld der Mode in "I Origins"…
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ELLE.de: Das markanteste Kleidungsstück in diesem Film ist Sofis Nieten-Biker-Jacke. Generell: Mochten Sie Sofis Look?
Àstrid Bergès-Frisbey: Ja, ich mochte ihn sehr – wir haben auch sehr lange daran gearbeitet. Zum Beispiel mit Blick auf die Farben: Es war von Anfang an klar, dass wir bei ihren Outfits starke Farben finden mussten, die etwas aussagen. Wir entschieden uns dann für Pink, Blau und Orange, in Kombination mit Schwarz. Mir ist es generell sehr wichtig, eine klare Aussage über die Outfits der von mir gespielten Figuren zu senden. Daran arbeite ich sehr gerne.
ELLE.de: Warum ist Ihnen die Arbeit am Kostüm so wichtig?
Àstrid Bergès-Frisbey: Weil die Arbeit für mich leichter wird, sobald ich mein Kostüm, die Schuhe und alles, was dazugehört, bekommen habe. Es sind zwar simple Kleinigkeiten, aber sie gehören für mich zur Arbeit an einer Rolle – obwohl meist nur wenig Zeit dafür bleibt.
Foto: Fox
Filmplakat "I Origins" - ab 25. September im Kino
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ELLE.de: Hätten Sie denn jemals gedacht, dass vor allem ihre Augen so außergewöhnlich, so aussagekräftig auf der Leinwand wirken könnten?
Àstrid Bergès-Frisbey: Nein, absolut nicht (lacht). Mike** hat es ja quasi um den Verstand gebracht. Erstmals haben wir via Skype miteinander gesprochen – nur einen Tag, nachdem ich das Drehbuch zum ersten Mal gelesen hatte. Da ich gerade auf einem Roadtrip in Südamerika unterwegs war, konnten wir nur skypen. Michael*** hat mir im Nachhinein erzählt, dass ihn Mike nach unserem Gespräch sofort anrief und meinte: "Ich habe sie gefunden! Ich habe sie endlich gefunden!" Und es ist ja auch verrückt: Ich meine, er hatte ein Drehbuch geschrieben, zu dem meine Augen perfekt passten.
ELLE.de: Das heißt, Sie hatten sofort eine besondere Verbindung zueinander?
Àstrid Bergès-Frisbey: Ja! Wir haben über zwei Stunden miteinander gesprochen. Unter anderem über den Zeitplan, den Drehstart und so weiter. Es war, als hätten wir einander gesucht und gefunden. Obwohl wir im Grunde ein großes Problem hatten: Es war schließlich klar, dass ich nur schwer erreichbar sein würde. Vor allem für das erste Vorsprechen und die ersten Testaufnahmen gemeinsam mit Michael war das problematisch. Letztendlich hat er mir diese Rolle gegeben, ohne mich jemals persönlich getroffen zu haben – mit allem Risiko, das es für ihn bedeutete.
ELLE.de: Dieses unbedingte Vertrauen hat den Druck, wirklich überzeugen zu müssen, vermutlich verstärkt …
Àstrid Bergès-Frisbey: Es hat mich berührt, und gleichzeitig hatte ich Angst, dass ich diesem Vertrauen nicht gerecht werden und ihn enttäuschen könnte. Solches Vertrauen muss man sich doch eigentlich verdienen. Hinzu kam, dass ich wusste, dass mein Englisch nicht das Beste ist, und dass bereits klar war, dass wir ein geringes Produktionsbudget haben würden. Es lief alles auf sechs Wochen Drehzeit hinaus – und das für einen Film, der derart "organisch-wissenschaftlich" ist und den es galt, so glaubwürdig wie nur möglich zu machen, ohne dabei zu viel erklären zu wollen.
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ELLE.de: Auch das Thema der Chancen und Risiken wissenschaftlichen Fortschritts steht in "I Origins" im Fokus. Wie stehen Sie dazu?
Àstrid Bergès-Frisbey: Ich denke dazu wie Sofi: Ich mag es, Dinge erklären zu können. Auch Wissenschaft an sich mochte ich schon immer. Aber ich glaube, dass es Dinge gibt, die nicht erklärbar sein sollten.
Unerklärbar außergewöhnlich: Àstrid Bergès-Frisbey auf dem Red Carpet
* Rob Marshall ist der Regisseur von "Fluch der Karibik 4 – Fremde Gezeiten" (2011).
** Gemeint ist Mike Cahill, der Regisseur des Films.
*** Gemeint ist Michael Pitt, Àstrids Filmpartner.
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